Travel = Trust

Travel = Trust

März 25, 2016 0 Von admin

Als Reisender ohne Vertrauen in andere Menschen ist man ziemlich aufgeschmissen: du musst den Busfahrern und Piloten vertrauen, dass sie dich sicher von A nach B bringen, du vertraust deinen Mitbewohnern im Hostel, dass sie dir nicht dein ganzes Hab und Gut stehlen, du vertraust den Empfehlungen von Fremden bei der Planung deiner weiteren Reise und vom Vertrauen beim Trampen will ich erst gar nicht anfangen…

Eine andere Art von Vertrauen durfte ich bei meinem letzten Job erfahren.

Ich bin nach Warkworth oberhalb von Auckland gefahren, um dort zu WWOOFen – oder genauer gesagt: ich habe dort für zwei Wochen“Housesitting“ gemacht.

Meine Aufgabe für die Zeit bestand also darin bei einer mir völlig fremden Familie, die mich übers Internet kontaktiert hat, zu wohnen, jeden Tag ein paar Arbeiten zu erledigen und auf ihr Haus aufzupassen während sie zum Campen gefahren sind.

Schon irgendwie verrückt, oder?

Ich musste mich bei der Entscheidung, ob ich den Job annehme, ganz darauf verlassen, dass die Rückmeldungen der anderen WWOOFer über den Host wahr sind…

Wenigstens wusste ich, dass das Haus in der Stadt lag – so wäre ich im schlimmsten Fall zumindest zur Bushaltestelle gekommen ohne auf eine Mitfahrgelegenheit angewiesen zu sein.

Aber ich hatte Glück: die dreiköpfige Familie – eine ziemlich beschäftigte Mutter und zwei kleine Kinder (eine Tochter und ein Sohn) – war wirklich super herzlich!

Ich hatte mein eigenes Zimmer mit der wahrscheinlich bequemsten Matraze meiner ganzen Reise (ja, so denkt man als Backpacker) und durfte mich wie zu Hause fühlen.

DSC_2150

Am ersten Abend hat mir mein Host erstmal ein paar schöne Flecken in der Umgebung gezeigt und wir konnten uns etwas besser kennenlernen.

Meine Aufgaben bestanden hauptsächlich darin im Garten für Ordnung zu sorgen, die Küche zu putzen und die beiden Katzen zuversorgen. Was jetzt vielleicht wenig klingen mag ist durchaus nicht zu unterschätzen gewesen – die Mutter war wirklich permanent beschäftigt und so gab es doch einiges wo ich ihr zur Hand gehen konnte.

In meinen ersten Tagen wurde ich mit einer „Eigenart“ der Kiwis konfrontiert: die Tochter hatte Geburtstag und da muss natürlich allerhand vorbereitet werden – man wird schließlich nur einmal 4!

Ich weiß nicht ob ich jemals jemanden so viel Aufwand für einen Kleinkinds-Geburtstag betreiben sehen habe: Es hab einen dreistöckigen Kuchen, Muffins (natürlich alles auf das Minnie-Mouse Thema abgestimmt und aufwendig dekoriert), viele verschiedene Snacks und und und..

An ihrem großen Tag war die Kleine dann morgens selber noch auf einer Feier eingeladen auf die ich sie begleiten sollte. Auch hier hatten die Eltern nicht weniger Aufwand betrieben und sogar einen Animateur engagiert, der die in Prinzesinnenkleider gesteckte Mädchen bei Laune hielt.

Was ich in Warkworth noch gelernt habe: man braucht Mikrowellen nicht um Essen vom Vortag aufzuwärmen, sondern um das gesamte Abendessen darin zu kochen. Egal ob Maiskolben, Kartoffeln oder Soßen – die Mikrowelle macht’s! Nur bei den Pancakes wurde dann doch einmal zur Pfanne gegriffen.

Nach ein paar Tagen ging es für die drei dann auch schon auf den Campingtrip, auf den sie sich alle sehr zu freuen schienen.

Und ich war alleine mit zwei Katzen in einem fremden Haus.

DSC_2139

Er hatte es faustdick hinter den Ohren…

Und nein – ich werde keine Katzenperson, ganz egal wie vielen Katzen ich noch begegne! Dafür sind mir diese Tiere einfach zu verrückt; ganz egal wie viel sie schnurren und schmusen – am Ende des Tages ist doch der ganze Arm zerkratzt!

Als meine Aufgaben für den jeweiligen Tag erledigt waren, hatte ich genug Zeit um den Bus zu einem der Strände in der Umgebung zu nehmen, zu lesen, wieder mal etwas Sport zu machen, gut zu kochen oder einfach nur zu entspannen.

Ich hatte natürlich auch viel Zeit um einfach mal in Ruhe nachzudenken.

Mir ist hier bewusst geworden, dass man seinen alten Alltag mit etwas Abstand aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen lernt.
Und ich weiß jetzt wie seltsam man sich fühlt, wenn man erst durch die Nachrichten von schlimmen Ereignissen aus der Heimat erfährt.
Generell beginnt man vieles zu reflektieren…

aber ich möchte diesen Blog nicht dazu nutzen um alle meine Gedanken aufzuführen – das würde auch den Rahmen dieses Posts sprengen!

Nur eines noch: mir ist auch nochmal klar geworden wie dankbar ich für das Leben sein kann, was ich im Moment führe – hier, auf der anderen Seite der Welt! Ich würde diese Chance und alle Erfahrungen, die ich bis hierhin gesammelt habe, gegen nichts eintauschen wollen!

 

P.S.: Es tut mir leid für alle, die hier einen bild- und actionreichen Eintrag erwartet haben – damit könnt ihr beim nächsten Mal schon eher rechnen.